Silberkühl berührst Du mich,
tauchst die Welt in Silberlicht,
strahlst weit über das dunkle Land
und nimmst die Träumer an die Hand.

Weckst Fluten von Wassern
und schlafende Blüten,
weckst streunende Schatten
die Nacht zu behüten.

Weckst Schläfer und and’re,
die tags‘ sich nicht zeigen,
lässt Ängste und Sorgen
aus Tiefen  aufsteigen.

Machst lustvoll und gierig,
lauscht den Serenaden der Nacht,
die Du mit Deiner alten Kraft
hervorgelockt und aufgebracht.

Lässt Dämme brechen und auch Ketten,
zeigst uns manch‘ ungeliebt‘ Gesicht.
Tief dringst Du vor in uns’re Schatten
und tauchst sie in Dein kühles Licht.

Dein Antlitz spiegelt sich in Wassern,
bringst auch in uns Vieles zum Fließen,
machst manche frösteln und erblassen,
die Deine alte Macht verließen.

Lockst aus stillen Kammern uns hervor,
lässt altes Wissen neu entsteh’n,
und Stimmen steigen hoch empor
von Frauen, die Dich wieder seh’n.

Wir sehen Dich wieder, alte Mondin,
Du färbst uns immer wieder rot.
Wir singen Dir die alten Lieder
vom Leben, von Geburt und Tod.

Wir seh’n Dich wieder, weise Alte,
hüll‘ uns mit Deiner Weisheit ein!
Wir sehen mehr als nur das kalte,
Silberlicht und Mondgestein.

In Deinem Silberglanz wir tanzen
erneut des Lebens Ringelreih’n,
für Menschen, Tiere, Steine, Pflanzen,
die Du lässt wachsen und gedeih’n.

© Chandra 11.9.2006

Chandra, 47, lebt ihre Visionen jeden Tag mehr. Tanzende Priesterin zwischen Alltag, Kunst und Ritual, Spinnerin von Ritualen und Texten, Weberin am großen Frauen-Netz.
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